**„Erinnerst du dich noch an Thomas Gottschalk?“

 




**„Erinnerst du dich noch an Thomas Gottschalk?“

Mein Sauerkraut-Moment mit dem Showmaster**

Irgendwie geniere ich mich. Wirklich.
Ich schäme mich für das, was ich in letzter Zeit über Thomas Gottschalk gesagt habe – zu meinen Freunden, ganz locker dahin: „Der ist doch betrunken…“, „Der wirkt senil…“, „Der baut schon ab…“.

Wie schnell man über jemanden urteilt, den man eigentlich gar nicht kennt.
Und dann kommt die Nachricht, die sitzt wie ein Schlag in die Magengrube: Er ist schwer an Krebs erkrankt. Seine seltsamen Auftritte? Medikamente. Therapie. Kampf.

Da wird einem plötzlich bewusst, wie schnell man mit Worten ist… und wie wenig man weiß.

Ich wünsche ihm von Herzen alles Gute. Denn egal wie man ihn fand:
Er war DER Mann, der halb Europa am Samstag vor den Fernseher geholt hat.
Wo noch echte Stars auftraten, nicht nur Social-Media-Promis.
Und am nächsten Tag hatte jeder etwas zu reden.


Thomas Gottschalk
Thomas Gottschalk und ich


Mein persönlicher Gottschalk-Moment

1987 – Beethovenhalle Bonn – Prix Choucroute, der deutsche Sauerkrautpreis.
Ich stand im Kärntner Anzug auf der Bühne, Herzklopfen wie ein Presslufthammer.
Und da war er:
Thomas Gottschalk. Groß. Blond. Locker. Der Inbegriff von Samstagabend.

Ich erhielt den 2. Platz der Profiköche.
Und warum? Weil ich ein Sauerkraut-Eisparfait gemacht habe.
Ja, richtig gelesen – ein Eis aus Sauerkraut.
Keine Nachspeise, nein – eine Vorspeise auf Rote-Rüben-Spiegel.
Die Jury der Hotelfachschule München war aus dem Häuschen.

Vor dem Auftritt gab mir ein echter Show-Insider einen Tipp:
„Wenn Gottschalk dir das Mikro hinhält, nimm’s ihm einfach aus der Hand. Dann gehört die Bühne dir.“

Also… habe ich das gemacht.
Und die Beethovenhalle hörte ab diesem Moment nur mich – und Thomas gar nichts.
Er war kurz mundtot. Ein Moment, der sich einbrennt.

Aber Profi wie er war, schnappte er sich das Mikro zurück und schoss zurück:
Er machte sich über meinen Kärntner Anzug lustig – nicht böse, sondern im typischen Gottschalk-Stil.
Charmant, schlagfertig, schneller als jeder Mixer in der Küche.

Ein Moment fürs Leben.
Und genau deshalb trifft mich seine Krankheit so sehr.
Man verbindet mit solchen Menschen Erinnerungen, Lebensphasen, Gerüche, Stimmungen.
Wie ein Gericht, das man nie vergisst.


Warum ich diese Geschichte jetzt erzähle

Gottschalks letzte Show war für mich der Auslöser.
Ich habe diese Erinnerung seit fast 40 Jahren im Kopf –
und jetzt, wo es ihm schlecht geht, kommt sie mit einer Wucht zurück.

Manchmal sind es diese kleinen Begegnungen, die unser Leben würzen.
Wie gutes Sauerkraut: einfach, ehrlich, deftig – aber voller Seele.

Also lieber Thomas, falls du das irgendwo liest (man weiß ja nie):
Danke. Und alles Gute. Wirklich.

lang ist her...




🥄 Rezept: Sauerkraut-Eisparfait auf Rote-Rüben-Spiegel

Ein außergewöhnlicher Starter – kalt, würzig, elegant.

Zutaten für 4 Personen:

  • 6 Blatt Gelatine

  • 300 g gekochtes Sauerkraut

  • 150 ml entfettete Rindsuppe

  • 1 Prise Zucker

  • 1 Prise Pfeffer

  • 250 g Schlagsahne

  • 70 ml Weißwein

  • Saft von 1 Zitrone

Sauerkraut Eisparfait auf roten Rüben spiegel

Zubereitung:

  1. Gelatine in kaltem Wasser einweichen, ausdrücken und bei schwacher Hitze auflösen.

  2. Sauerkraut mit Suppe fein pürieren, mit Zucker, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.

  3. Gelatine einrühren, dann die steif geschlagene Sahne unterheben.

  4. In Förmchen füllen und mindestens 40 Minuten tiefkühlen.

  5. Für den Spiegel: 4 EL gekochten Rote-Rüben-Salat pürieren, als Spiegel anrichten.


Tipp: Das Originalrezept wurde an Hengstenberg verkauft – dieses hier schmeckt aber mindestens genauso gut. 😉


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